Projekt Weltraumballon: Wie 11 Kölner Schüler Bürohündin Emmie ins All schickten

Was ist denn da passiert – unsere Emmie im Weltraum? Im August durften wir ein außergewöhnliches Projekt unterstützen: Eine Gruppe von Schülern wollte einen Wetterballon in die Stratosphäre schicken. Mit an Board war unsere Bürohündin Emmie – in 40 km Höhe. Wie es dazu kam und welche Schwierigkeiten es gab, erzählen wir in unserem Blogartikel.

Autor: trafficdesign

· Veröffentlicht: · Zuletzt aktualisiert: ·

Agentur

· 6 Min. Lesezeit

Wie alles begann – 6. Juli 2020

Anfang Juli erreichte uns eine E-Mail mit dem verheißungsvollen und etwas kuriosen Betreff „Die Weltraumkooperation“. Darin hieß es:

Guten Tag Herr Marqua,

wir sind eine Jugendgruppe aus Köln im Alter von 10 bis 15 Jahren. Wir haben uns gemeinsam mit unserem Nachhilfelehrer vor den Ferien ein großes Projekt überlegt und sind dafür auf der Suche nach Kooperationspartnern, da dieses Unterfangen unsere finanziellen Mittel etwas übersteigt.

Wir arbeiten aktuell daran, ca. am 20.08.2020 einen Wetterballon inkl. Videoausrüstung auf ca. 36.000 Meter Höhe in die Stratosphäre steigen lassen. Die Idee ist, Videoaufnahmen und Fotos aus dem Weltraum zu machen und gleichzeitig den Weg des Ballons aufzuzeichnen und später in 3D am Computer per Google Earth zeigen zu lassen.

Wir freuen uns auf Ihre Antwort und hoffen, dass wir bald ins Gespräch kommen!

Viele Grüße

Die 11 Jungs um Lehrer Patrick Ahlrichs hatten Glück: Ohne es zu wissen, hatten sie mit unserem Gründer Simon genau den richtigen Partner für die Aktion gefunden. Als Raumfahrt-Fan und Hobby-Astronom war Simons Interesse sofort geweckt.

Das Projekt

Nach dem ersten Gespräch war Simon noch faszinierter von dem Projekt: Die Schüler hatten die Umsetzung größtenteils selbstständig organisiert. Simon zögerte nicht lange mit seiner Zusage als Sponsor.

„Ich hätte das als Kind selbst gerne gemacht und wollte unbedingt, dass es stattfindet!“
– Simon

Als Erinnerung sollten wir ein Foto aus der Stratosphäre bekommen. Wie wäre es also, wenn unsere Bürohündin Emmie die Reise ins All antreten würde?

Weltraumballon als Praxisbezug zum Nachhilfeunterricht

Wie kam es überhaupt zu dem Projekt? „Mir war es schon immer wichtig, mehr Praxis in eine Unterrichtsstunde zu bringen, statt nur trockener Theorie“, erklärt Patrick.

Mit dieser Philosophie gründete er sein eigenes Unternehmen Nachhilfe Einstein. Der Unterricht ist lockerer als in der Schule und Patricks Schüler lernen hier viel besser, wie sich die vermittelte Theorie in der Praxis umsetzen lässt. Dies gab den Anreiz für die Idee zum Projekt Weltraumballon.

„Mir war es schon immer wichtig, mehr Praxis in eine Unterrichtsstunde zu bringen.“
– Patrick

Corona und die Ferienzeit stellten die Planung des Projekts ziemlich auf die Probe. Doch die Schüler waren hoch engagiert und so schaffte es die Gruppe – allen Widrigkeiten zum Trotz – sich jeden Samstag digital zu treffen.

Schüler setzten alles selbstständig um

Patrick und seine Jungs trafen sich Mitte Juni zum ersten Mal. Das Ziel: Einen Ballon mit einer Sonde inklusive GPS Tracker, Temperaturmesser und einer Action-Cam bis zu 40.000 m hoch in die Stratosphäre zu schicken. Es gab viel zu organisieren:

  • die aerodynamischen Gegebenheiten recherchieren
  • Materialien besorgen
  • Sonde bauen
  • Versicherungen und Lizenzen beantragen
  • Starttermin und -ort organisieren
  • Sponsoren finden

Unter Patricks Leitung bildeten die Schüler selbstständig Teams. Jeder suchte sich eine Aufgabe nach seinen Stärken und Interessen aus.

Wertvolle Erfahrungen

Nicht immer lief alles glatt: Einer der Schüler rief bei einem großen Unternehmen an, um Helium zu bestellen. „Die Dame legte einfach auf“, erzählt Patrick.

„Das Ganze passierte dreimal!” Dann musste Patrick ran. Am Ende war das Angebot zu teuer, aber alle um eine wichtige Erfahrung reicher.

Doch die Schüler erlebten auch viel Hilfsbereitschaft von fremden Personen, die das Projekt mit Materialien unterstützen wollten. Eine Frau aus Schleswig-Holstein schickte der Gruppe beispielsweise einige wichtige Bauteile für den Ballon – auf eigene Kosten.

Insgesamt schrieben die Schüler ca. 70 E-Mails an Kölner Unternehmen, um nach einer kleinen Unterstützung zu fragen. Eine Antwort bekamen sie von gerade mal 10 – und die positiven Rückmeldungen fielen noch geringer aus.

Ein Weltraumanzug für Emmie – 21. Juli 2020

Im Juli rief Simon unser Content Team zusammen, um von diesem ganz besonderen Projekt zu berichten.

Unsere Auszubildende Katha sollte die Kommunikation und Koordination mit Patrick übernehmen. „Ich fand das Projekt von Anfang an sehr cool, weil es so außergewöhnlich war”, erinnert sie sich. „Außerdem fand ich es beeindruckend, dass die Kinder alles selbst gemacht haben!“

Die Mission: Unsere Bürohündin Emmie sollte die schwierige Reise in den Weltraum mit dem passenden Equipment antreten. Unser Kreativkopf Helena überlegte sich eine Umsetzung – denn natürlich brauchte Emmie dazu noch Weltraumanzug, Helm und Ausrüstung!

Eine aufwendige Konstruktion – 18. August 2020

Für den Transport der Technik (und Emmie) baute Patrick mit seinen Schülern eine aufwendige Sonde. Die Schwierigkeit: Der Ballon konnte ein Maximalgewicht von 1000g tragen – jedes Gramm mehr würde den Aufstieg bis zur Stratosphäre beeinflussen. Die Sonde musste also gleichzeitig stabil und leicht sein.

Außerdem mussten die Schüler die Konstruktion für Temperaturen von bis zu -65°C absichern. Eine ausreichende Isolierung war also unumgänglich, denn es war unklar, wie sich die Witterung auf die verschiedenen Materialien auswirken würde.

Der Start – 22. August 2020

22. August 2020, 10 Uhr – mehr als 20 Personen versammelten sich auf der Gleuler Wiese im Kölner Südwesten, um den Ballonstart zu verfolgen. Natürlich wollten auch wir von TrafficDesign bei diesem einmaligen Event live dabei sein. Die Anspannung war förmlich zu spüren. Würde wirklich alles reibungslos laufen?

Bereits am frühen Morgen zeigten die Thermometer in Köln fast 30°C an – dem Ballon, der Sonde und Emmie standen also ein Temperaturabfall von etwa 90°C bevor.

COUNTDOWN – UND LOS!

wetterballon start

Nach einigen Startschwierigkeiten – die Befestigung der Sonde am Ballon war gar nicht so leicht – stieg der Ballon um 10:33 Uhr in die Luft.

Mit einer rasenden Geschwindigkeit gewann der Ballon an Höhe und es hieß: Bis bald, Emmie! Ab jetzt konnten wir nichts mehr tun, als abzuwarten und zu hoffen, dass alles gut gehen würde.

Auf seinem Handy verfolgte Patrick den Flug des Ballons. Nach seinen vorherigen Berechnungen sollte die Sonde in einigen Stunden über 200 km entfernt in der Nähe von Bielefeld landen – dank eines Fallschirms kein Problem.

Das Ergebnis: Emmie im Weltall

Nachdem wir einige Stunden keine Rückmeldung von Patrick erhielten, wurden wir unruhig. Sollte es doch Probleme gegeben haben?

Um kurz nach 18 Uhr dann die Nachricht: Der Ballon war in der Nähe von Hannover gefunden worden. Und: Endlich das erste Foto von Emmie über den Wolken!

Doch als Patrick die ersten Videos sichtete, fiel ihm auf, dass sie unverhältnismäßig kurz waren. Es stellte sich heraus, dass die Kameras ab einer bestimmten Höhe nicht mehr aufgezeichnet hatten.

Temperaturunterschiede von bis zu 150 Grad

Ein Blick auf den Temperaturmesser verriet Patrick, warum die Kameras ausgefallen waren. Außerhalb der Sonde hatten wie erwartet Temperaturen von weit unter 0°C geherrscht. Doch innerhalb der Box waren Temperaturen von bis zu 90°C verzeichnet worden. Ab einer bestimmten Temperatur hatte sich die Technik sicherheitshalber abgeschaltet.

Wir erklären uns das so: Vermutlich war die Sonde so gut isoliert, dass keine Luftzirkulation mehr möglich war. Durch die Sonneneinstrahlung und die Eigenwärme der Technik hatte sich die Sonde im Inneren aufgeheizt. So betrug der Temperaturunterschied zwischen Innen und Außen zeitweise bis zu 150°C.

HOCH ÜBER DER DOMSTADT: DER BALLON GEWINNT SCHNELL AN HÖHE

Fazit: Trotz Schwierigkeiten ein voller Erfolg

Trotzdem ziehen Patrick und die Kinder ein positives Fazit. Die Auswertungen ergaben, dass der Ballon zeitweise auf bis zu 40.000 m Höhe gestiegen ist. Die letzten Bilder von Emmie gab es aus über 20.000 m Höhe. Das ist schon eine beachtliche Zahl – immerhin doppelt so hoch wie die Flughöhe von Flugzeugen.

Patrick blickt zurück: „Ich hatte zwischendurch Zweifel, ob der Aufwand zu groß für ein freiwilliges Projekt ist. Aber die Erfahrungen für alle waren es absolut wert!“ Ob er es nochmal machen würde? Die ersten Anfragen sind schon eingetroffen!

„Ich fand es super, die Kinder selbst forschen und bauen zu lassen.“ – Simon

EMMIES AUSSICHT

emmie über den wolken

Auch wir von TrafficDesign sind froh, ein so außergewöhnliches Projekt unterstützen zu dürfen. „Ich fand es super, die Kinder selbst forschen und bauen zu lassen“, fasst Simon das Projekt zusammen. Wir sind schon gespannt, wen wir als Nächstes in den Weltraum schicken …

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